Wir trauern um Kreiskantor Joachim Schreiber

Zum Tod von Joachim Schreiber

*20. Februar 1967 –  11. Juli 2025

 

Der STUMM-Orgelverein trauert um sein Mitglied Joachim Schreiber, der plötzlich verstorben ist. Wir sind fassungslos, wissen wir doch um sein jahrlanges Engagement für den Zweck unseres Vereins, um seine virtuose Musikalität und seine Liebe zu den historischen Orgeln, insbesondere zu den STUMM-Orgeln in unserer Region und weit darüber hinaus.

Joachim Schreiber, in Worms geboren, wuchs in Osthofen in Rheinhessen auf, wo er schon in seiner Heimat von STUMM-Orgeln umgeben war, waren doch die Stumms hier im 18. Jahrhundert die fast unangefochtenen Orgelbauer in den vielen Kirchen in Städten und Dörfern.

Er studierte Kirchenmusik 1988 – 1994 an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg bei Prof. Hans-Joachim Bartsch, Annegret Grabenhorst und Prof. Matthias Schneider, den er zuletzt vor zwei Jahren mit dessen Orgelklasse aus Greifswald in den Hunsrück führte, um den Studenten die Orgelwelt der Stumms zu zeigen.

Daneben besuchte er Orgelkurse bei prominenten Lehrern wie Prof. Ludger Lohmann, Prof. Gaston Litaize, Prof Jon Laukvik, Prof. Harald Vogel und Alfred Gross, war Stipendiat des Landes Nordrheinwestfalen zur Teilnahme an der Orgelakademie für Orgelimprovisation in Kloster Altenberg.

Bereits während des Studiums befasste er sich mit historischen Orgeln seiner Rheinhessischen Heimat, insbesondere auch mit STUMM-Orgeln. Daher hatte er auch keine Scheu, als er nach dem Studium 1995 die Stelle als Kantor in Simmern antrat, wo er in der Stephanskirche die große STUMM-Orgel von 1782 antraf. Diese, damals noch nicht restauriert, vielmehr im veränderten Zustand nach 1935, wurde unter seiner Obhut sorgfältig auf die originale Fassung reduziert und stellt sich seither als ein ausdrucksstarkes, vielseitiges Instrument dar, das die vermeintlich „fehlenden“ Töne im Pedalambitus durch seinen wiedergefundenen, großartigen Charakter mehr als ausgleicht. Besonderes Interesse hegte er auch für die vielen STUMM-Orgeln in seiner Umgebung, deren Interesse und Wertschätzung auch den Ortsgemeinden erfolgreich nahelegte und für sie ganz im Sinne unseres STUMM-Orgelvereins warb.

Als Kirchenmusiker baute er nicht nur seine Stephanskantorei auf, auch mit weiteren Ensembles konnte er große Erfolge feiern, so im letzten Jahr mit der großartigen Aufführung der Johannespassion von J.S. Bach zusammen der Meisenheimer Kantorei in Simmern. Auch zusammen mit dem STUMM-Orgelverein übernahm er unvergessliche Konzerte und 2023 bei der  STUMM-Orgel-Akademie den von den Teilnehmern hoch geschätzten Kurs zum Thema: „Zwischen Tradition und Aufbruch: Orgelmusik des 18. Jahrhunderts in Deutschland und Europa“.

Immer blieb er der bescheidene Kantor, der mit seiner unvergleichlichen Improvisationskunst begeisterte. Dies stellte er zuletzt im Juni dieses Jahres an der STUMM-Orgel in Reichenbach unter Beweis, wo er gekonnt „Wünsche der Zuhörer erfüllte“, wie die Nahe-Zeitung bewundernd schrieb.

Mit dieser Kunst vermochte er jeden Gottesdienst zu bereichern und gab sie aber auch als Dozent an der kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte in Schlüchtern, später dann an „seiner“ Hochschule in Heidelberg weiter. Als Orgelsachberater wirkte er für die Evangelische Kirche im Rheinland von 2002 bis 2020 und setzte sich hier für die angemessene Restaurierung von STUMM-Orgeln ein.

Ein reiches, fruchtbares Leben ist jäh und aus unserer Sicht viel zu früh geendet. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Bei aller Trauer sind wir, wie es Pfarrer Andreas Nehl beim Gottesdienst in der am 19. Juli in der Stephanskirche wunderbar ausdrückte, vor allem dankbar.

Im Namen des Vorstands des STUMM-Orgelvereins,

Dr. Hans-Wolfgang Theobald, 2. Vorsitzender

 

 

Orgelkonzert in Reichenbach mit Joachim Schreiber (Nahe-Zeitung vom 13.06.2025)

Privacy Preference Center