1. STUMM-Orgelakademie – Impressionen

Liebe Orgelfreunde,

mit einer erstmalig ausgerichteten STUMM-Orgel-Akademie legte der STUMM-Orgelverein ein neues Format auf, um die musikalische Praxis an den historischen Instrumenten der Sulzbacher Orgelbauerfamilie zu erleichtern und zu beflügeln. An vier ganztägigen Kursen vermittelten anerkannte Experten interessierten Organisten zahlreiche praktische Tipps und Hintergrundwissen zum Spiel auf den Stummschen Orgeln, die sich aber in vieler Hinsicht auch auf andere historische Orgeln übertragen lassen.

Den Anfang machte Professor Johannes Geffert aus Köln an der Jubiläums-Orgel in Rhaunen, die in diesem Jahr 300 Jahre alt wurde. Er behandelte anhand von vielen praktischen Beispielen und auch Literatur, die die Teilnehmer selbst mitgebracht hatte, die Kunst des Registrierens und die Frage, wie man Klaviermusik auf die Orgel übertragen kann.

Kreismusikdirektor Martin Bambauer aus Trier behandelte ein Thema, dass für die alltägliche Praxis des Kirchenorganisten, die ja insbesondere auf dem Lande oftmals nebenberuflich oder sogar ehrenamtlich tätig sind, die Improvisation von Choralvorspielen. Dabei wurde an der STUMM-Orgel von 1746 in Sulzbach insbesondere auf deren klangliche Möglichkeiten eingegangen.

In der Stephanskirche in Simmern mit ihrem prachtvollen Instrument aus dem Jahr 1782 ging Kantor Joachim Schreiber auf die Orgelmusik des 18. Jahrhunderts ein, die dem Kurstitel zufolge eine Zeit „Zwischen Tradition und Aufbruch“ war. Viele wertvolle Tipps zum Registrieren, zur Ausführung von Verzierungen und zur Artikulation konnten die Kursteilnehmer von dem versierten Kenner der STUMM-Orgeln mitnehmen, der auch einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Heidelberg hat.

Zum Abschluss an der Gustav STUMM-Orgel der katholischen Kirche in Rhaunen, das 1893 entstandene Instrument gehört zu den letzten der Orgelbauer-Dynastie, behandelte der Trierer Domorganist Josef Still die veränderten Anforderungen an Orgeln und deren Spieler in der Romantik, in der neue Instrumentengenerationen mit größeren Klaviaturumfängen auch neue Kompositionen und Spielweisen hervorbrachten. „Man hat nie die Orgel, die alles hat, was man gerne hätte“, beschrieb Josef Still ein Grunddilemma des Organisten, denn schließlich ist jede Orgel eine Einzelanfertigung, es gibt – auch abhängig von der Größe und Zahlungskräftigkeit einer Gemeinde – erhebliche Unterschiede und keine gleicht völlig der anderen.

Mit der Orgel in der ev. Kirche und diesem Instrument aus der 6. Generation verfügt Rhaunen über zwei Instrumente, die die ganze Bandbreite des Schaffens der berühmten Orgelbauer-Dynastie aus Sulzbach zeigen.

„Ich spiele eigentlich nur auf relativ neuen Orgeln, aber ich interessiere mich sehr für historische Instrumente, und das Spiel auf ihnen ist schon eine ganz besondere Herausforderung“, zieht Organist Heinrich Möller aus Neu-Ulm nach vier Tagen Bilanz. „Außerdem haben mir die Tipps und Übungen zur Improvisation sehr viel gebracht, denn das wird in Gottesdiensten sehr viel gebraucht, zumal man je auch nicht für jede Gelegenheit, die passende Literatur zur Hand hat.“

„Es war mit den vier sehr unterschiedlichen Dozenten, die alle sehr professionell und pädagogisch versiert waren, ein ausgesprochen anspruchsvolles Programm“, schaut Wolfgang Nickel aus Bad Sobernheim, der regelmäßig auf der Sobernheimer Orgel der ersten STUMM-Generation spielt, zurück. „Ich fahre mit ganz vielen wertvollen Anregungen wieder zurück.“

Einerseits ein gelungener Auftakt für dieses neue Angebot, resümierte Heiner Schneider, der Vorsitzende des STUMM-Orgelvereins. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings die geringe Zahl von nur sechs Kursteilnehmern. Bei einer möglichen Wiederholung müsse noch mehr und frühzeitiger dafür geworben werden, um auch Orgel-Studierende und Organisten und Organistinnen der näheren und weiteren Umgebung für diese wertvolle Fortbildungsmöglichkeit zu gewinnen.

Mit musikalischen Grüßen,

Jörg Staiber