Nachlese zum Jubiläum des Stumm-Orgelvereins am 11.05.2025 in Rhaunen

Als in den 1970iger Jahren die Orgel der evangelischen Kirche unspielbar wurde, erkannten einige Leute in Rhaunen und Sulzbach die Notwendigkeit, die „Orgelfrage“ anzupacken. Keineswegs war dabei der Weg klar, den man einschlagen sollte, ging doch die Bandbreite der Ideen von Neubau bis hin zu einer umfassenden Restaurierung der Orgel. Genau in dieser Zeit sammelte der Münchener Musikwissenschaftler Jürgen Eppelsheim im Rahmen seiner Forschungen zur Orgelbauerfamilie Stumm die erhaltenen Spuren der Johann Michael Stumm – Orgel von 1723 auch in Rhaunen auf, fand dabei umfassende Originalteile in der damaligen Orgel bis hin zur erhaltenen Windlade, die es bis nach Neuwied-Feldkirchen gebracht hatte. Sein Vortrag in Rhaunen machte es leichter, den Mut zu fassen, um die Rekonstruktion anzugehen.

Um die kleine Kirchengemeinde darin zu unterstützen und dieses aufwändige Vorhaben auf breitere Schultern zu verteilen, wagten es die Gründerväter der Vereins, namentlich Pfr. Heinrich Teubel, Wilfried Pick, Heiner Schneider und andere, 1975 den Stumm-Orgelverein zu gründen.

Inzwischen sind nicht nur die Orgeln in Rhaunen 1979 und die von Sulzbach 1981 als Referenzprojekte von der Bonner Orgelbauwerkstatt Klais vorbildlich restauriert, in den vergangenen 50 Jahren hat sich der Stumm-Orgelverein zu einer veritablen Kulturinstitution etabliert, die sich im Hunsrück und weit darüber hinaus dem kulturellen Erbe der 6 Generationen Orgelbauerfamilie Stumm verbunden fühlt und dies mit regelmäßigen Konzerten, Vorträgen und anderen Aktivitäten untermauert.

Um das deutlich zu machen, hat der Stumm-Orgelverein zu seinem 50jährigen Jubiläum am 11. Mai in Rhaunen eingeladen und dies mit einem ganztägigem Event gefeiert.

Am Morgen konnte das gelebt werden, getreu dem Motto, das schon 1723 Johann Michael Stumm selbst in seinem Windladenzettel vorgegeben hatte: „Lobet den Herrn mit Seyten und mit Pfeifen“ aus Ps. 150. Im festlichen Gottesdienst stellte Pfr. Dr. Erik Zimmermann in Liturgie und Predigt sowie Johannes Geffert an der Stumm-Orgel von 1723 die Notwendigkeit und Schönheit der Musik vor. Beim anschließenden Empfang tauschten sich die vielen Besucher aus. der Landrat von Birkenfeld, Miroslav Kowalsky zeigte sich in seinem Grußwort so begeistert, dass er spontan Mitglied des Vereins wurde!

Der Ehrenvorsitzende Heiner Schneider zeigte in einer kleinen Ausstellung einige Höhepunkte der vergangenen Jahre, Prof. Josef Focht aus Leipzig stellte in seinem Festvortrag die Bedeutung der Orgelbauerdynastie Stumm dar, gleichzeitig hob er die die Notwendigkeit zur Restaurierung von historischen Musikinstrumenten heraus. Da diese nicht vermehrt werden können, müssen die überkommenen sorgsam bewahrt, gepflegt, immer wieder neu entdeckt und, vor allem, mit Leben erfüllt werden.

Genau das erlebten die Zuhörer im Festkonzert am Nachmittag: Prof. Johannes Geffert als Solist zusammen mit dem Quartett Melange ließen wirklich unterhaltsame Musik für Streicher und Orgel erklingen, so ein Orgelkonzert von Georg Friedrich Händel, der wunderschönen Kirchensonate mit einem fulminanten Orgelsolo von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 336), zwei Konzerte von Antonio Vivaldi und, für Orgel solo, die Toccata in C-Dur von Dietrich Buxtehude, bei der sich die volle vitale Pracht der Stumm-Orgel entfalten konnte. Als Zugabe wagten die Musiker eine Improvisation über das Unisono-Ostinato aus dem g-Moll-Orgelkonzert von G.F. Händel, bei dem Geffert jazzig-fetzig die barocke Musik und die Orgel von 1723 in unsere Zeit holte.

Ein großer Tag für den Hunsrück, für Rhaunen und den Stumm-Orgelverein, oder, wie Jutta Gerhold titelt: „Die Liebe zur Musik eint den Stumm-Orgelverein!“

(Hans-Wolfgang Theobald)

Die Gründer des STUMM-Orgelvereins Wilfried Pick und Heiner Schneider @Stefan Huck
Dr. Hans-Wolfgang Theobald und Prof. Joseph Focht @Stefan Huck

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